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Wolfram Adolphi: Nagelprobe China
erschienen in: Das Argument, 296/2012 In ihrer 1932 erschienenen Erzählung "Die Gefährten", die das Schicksal osteuropäischer und chinesischer Revolutionärinnen und Revolutionäre beschreibt, schildert Anna Seghers auch den Moment, als der chinesische Emigrant Liau Han-tschi 1926 seinen Genossen, den Studenten Sun Fo-li, in der Müllerstraße in Berlin besucht. [...] Einfache Sätze, einfache Bilder, und doch eine außergewöhnliche Szene. Nicht in verklärender Exotik rückt China hier, in der Hinterhauswohnung einer Arbeiterfamilie, ins Bild und nicht als ›gelbe Gefahr‹, sondern als selbstverständlicher Teil eines alle bewegenden und verbindenden Ganzen, der Revolution. China so nah wie der »nächste Bezirk«. Seghers, die Absolventin des Heidelberger Sinologie-Seminars, die schon während ihres Studiums mit ihrem kommunistischen Kommilitonen Philipp Schaeffergegen das rückwärts gewandte, die sozialen Kämpfe der Zeit ausblendende Chinaverständnis ihrer Lehrer aufbegehrte, erkennt – geprägt durch die Verbindung mit dem ungarischen revolutionären Emigranten László Radványi und die Begegnung mit vielen seiner Schicksalsgefährten aus aller Welt – den proletarischen Internationalismus nicht nur als etwas ihr Gemäßes, sondern lebt ihn auch in seltener Intensität.
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